Alemania: Biokartoffeln, sieben Tipps für Einsteiger
Regelmäßig schauen, buddeln, messen: Bioland-Kartoffelberater Christian Landzettel gibt in bioland Magazin Tipps für Neueinsteiger im Biokartoffelanbau.
1. Vermarktung:
Legen Sie keine Knolle, deren Vermarktung nicht fixiert ist! Die Angst vor zu vielen Bio-Kartoffeln und einem schwächelnden Preis ist immer gerechtfertigt, wenn ins Blaue angebaut wird. Diese Ware plant zunächst kein Vermarkter ein. Panisch bietet der Landwirt sie dann drei verschiedenen Abnehmern gleichzeitig an. Das bläht den Markt künstlich auf.
Bauen Sie von Anfang an einen offenen und ehrlichen Kontakt zu einem Vermarkter Ihres Vertrauens auf, der Ihre Kartoffeln kennt und im Einvernehmen erfolgreich vermarktet.
2. Interessenvertretung:
Werden Sie Mitglied im Bio Kartoffel Erzeuger Verein (BKE). Dort vertritt und bündelt man die Interessen der Kartoffelbauern. Im Dialog mit Packern und Händlern trägt der BKE erheblich zu einem stabileren Bio-Kartoffelmarkt bei.
3. Sortenwahl:
Die Sortenwahl ist im Kartoffelbau von zentraler Bedeutung. Krautfäulestabilität, Toleranz gegenüber Trocken- und Hitzestress, Lagerfähigkeit, Form und Sortierung, Schalenoptik/Packfähigkeit und nicht zuletzt der Geschmack sind nur ein paar wichtigste Merkmale, die von Sorte zu Sorte erheblich schwanken.
Wenn Sie Ihr Vermarktungsziel und das dafür geeignete Sortenportfolio kennen, suchen Sie sich die zu Ihnen und Ihrem Betrieb passenden Sorten aus.
4. Fruchtfolge:
Der Kartoffelanteil in der Fruchtfolge sollte nie über 25 Prozent liegen!
5. Drahtwurm:
Das größte Problem des Kartoffelbaus ist weder das Unkraut noch die Krautfäule. Es ist der Drahtwurm, die Larve des Ackerschnellkäfers. Dieser legt seine Eier im Frühjahr in schattige, feucht-kühle Bestände. Dann entwickeln sich die kleinen Würmer während der Sommermonate am besten. Im Herbst verziehen sie sich in tiefere Bodenschichten. Je nach Art leben sie bis zu fünf Jahre im Boden.
Während des Sommers, besonders im Spätsommer, fressen sie an Wurzeln. Ist es sehr trocken, sind die sonst eher unbeliebten Kartoffeln eine willkommene Wasserquelle. Planen Sie die Fruchtfolge deshalb von Anfang an so, dass Sie jeden Sommer zwischen Mai und September entweder
- mehrfach eine Hackfrucht bearbeiten,
- mit mindestens drei Bearbeitungsgängen Stoppeln bearbeiten, mit mindestens zwei bis drei Wochen Pause vor der Etablierung der Zwischen- oder Folgefrucht,
- oder in ein Kleegras- oder Brachjahr ebenfalls drei bis vier Wochen Bearbeitung einbauen. So stören Sie den Aufbau einer Drahtwurmpopulation geschickt.
6. Qualität:
Die Kartoffel will ihren Herrn alle Tage sehen. Dieses Sprichwort ist uralt, doch es ist aktuell wie nie: Der Erfolg des Kartoffelanbaus entsteht weniger durch den Rohertrag als vielmehr durch den Anteil einwandfreier, optisch ansprechender Qualitäten. Die Ansprüche des Handels sind im Bio-Bereich keineswegs geringer als im konventionellen.
Damit Sie hohe marktfähige Erträge erreichen, stellen Sie schon vor dem Anbau die wesentlichen Weichen. In der Vegetation müssen Sie zu jedem Zeitpunkt genau wissen, welche Entwicklung der Bestand nimmt. Dammaufbau und Unkrautregulierung, termingerechter Einsatz von Kupfer oder Käfermitteln, bedarfsgerechte Bewässerung und eine qualitätsorientierte Abreifesteuerung gelingen nicht ohne regelmäßiges Schauen, Buddeln, Messen, Auswerten. Beziehen Sie regelmäßig einen Fachberater in Ihre produktionstechnischen Entscheidungsprozesse ein.
7. Empathie:
Ja, man kann mit Bio-Kartoffeln Geld verdienen. Aber Licht und Schatten sind sehr nah beisammen. Um wirklich erfolgreich zu sein, sollten Sie neben einem geeigneten Standort und einer adäquaten Technik auch eine persönliche Zuneigung zu dieser Kultur haben, Freude daran, die Entwicklung Ihrer Kartoffeln aktiv zu begleiten und zu steuern. Da ist ein anderes Sprichwort nicht pathetisch, sondern meistens zutreffend: „Was man mit Liebe tut, wird endlich gut!“
Fuente: Topagrar.com